Stadtgeschichte von Naumburg Saale

1900

Abbruch der vorletzten Windmühle durch die Stadt.
Feierliche Eröffnung der letzten erbauten preußischen Kadettenanstalt in der Kösener Straße.
Inbetriebnahme der Bahnstrecke Naumburg - Teuchern am 28. Juni 1900.
Eine Zählung der Stadt ergab am 01. Dezember das in der Stadt 11.093 Männer und 12.094 Frauen lebten (gesamt 23.187), welche in 1.973 Wohnstätten wohnten. Daneben gab es 36 unbewohnte Wohnstätten. Der Tierbestand umfasste 914 Pferde, 214 Rinder, 64 Schafe, 919 Schweine, 370 Ziegen, 4.759 Stück Geflügel und 218 Bienenstöcke. Auch standen auf dem Gebiet der Stadt 49.615 Obstbäume.
Daneben gab es 154 Hochzeiten sowie 600 Geburten (299 Jungen, 301 Mädchen) und 418 Menschen verstarben im Laufe des Jahres.

1901

Am 13. Dezember wurde in der Weißenfelser Straße der Neue (städtische) Friedhof feierlich eingeweiht.

1902

Auf Initiative des Fremdenverkehrsvereins beginnt der Bau des Bismarcksturmes (Burgscheidelturm) oberhalb des Dorfes Almrich.

1903

Durch Spenden und andere Zuwendungen konnte zu Pfingsten das Pflegeheim Luisenhaus feierlich eröffnet werden. Die Pflege der alten Menschen war dabei in drei Klassen unterteilt und kostete zwischen 90 Pfennige und zwei Mark pro Tag.
Max Klinger erwarb in der Nähe von Naumburg einen Weinberg, um sich hier seinen Sommersitz einzurichten.
Nachdem zahlreiche Abgüsse der Stifterfiguren und des Westlettners gemacht wurden sind, schenkte der deutsche Kaiser Wilhelm II. diese der amerikanischen Universität in Boston. Weitere Reproduktionen kamen nach Paris ins Cluny Museum.
Anfang August (06.) wurde im Bürgergarten ein Denkmal feierlich eingeweiht, welches dem Turnvater Friedrich Ludwig Jahn gewidmet ist.
Im Oktober zog die Höhere Mädchenschule aus dem bisher genutzten Gebäude des Alten Hospitals am Dom (heute Sitz der Staatsanwaltschaft Halle Standort Naumburg) in das neu errichtete Gebäude in der Körnerstraße (damals Feldstraße) um. Nach Errichtung des Gebäudes in der heutigen Müntzerstraße zog die Schule im Jahre 1914 erneut um. Grund hierfür war unter anderen auch die erheblich gestiegene Zahl an Schülerinnen. Im November beschloss die Stadtverordnetenversammlung in der Schulstraße eine neue Schule zu erbauen. Sie soll aus Backstein bestehen und als Flügel an die vorhandene Salztorschule angebaut werden.
Nach einer Recherche der örtlichen Presse gibt es in der Stadt Naumburg 171 Vereine.

1904

Mit drei Gegenstimmen beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Abriss der beiden Torhäuser am Jakobstor.
Am 04. April des Jahres wird der Naumburger Postwertzeichen-Sammelverein e.V. durch sieben Herren gegründet. Zu ihnen zählen unter anderem Karl Scholz, Max Schellenberger und Herr Nauendorf.
Beschlossen wurde am 11. August die Eingemeindung des Dorfes Grochlitz durch die Stadtverordnetenversammlung.

1905

Nach Investitionen von 1,5 Millionen Mark wurde am 27. April der Neubau des städtischen Realgymnasiums (heute Humboldtschule) seiner Bestimmung übergeben. Konzipiert wurde das Objekt von Stadtbaumeister W. Wagner und es bietet 20 Schulklassen Platz zum Unterricht. Neben den Klassenräumen verfügt die Schule noch über eine große Aula, eine Bücherei und eine Turnhalle mit Umkleide- und Waschräumen.
Gründung der Naumburger Sportvereinigung 1905 unter den Namen Naumburger Fußballclub Hohenzollern. Am 20. August wird das erste Spiel des neuen Vereins auf der Vogelwiese ausgetragen. Bereits damals spielte man in den Vereinsfarben Schwarz-Gelb.
Begonnen wurde den als Abwasserkanal genutzten Mausagraben mit einer Gewölbedecke zu überbauen. Aufgrund der Nutzung war es immer wieder zu Geruchsbelästigungen gekommen.
Im Herbst des Jahres bestehen in der Stadt bereits 203 Fernsprechanschlüsse. Erreichbar sind seit diesen Jahr unter anderen auch Azber, der Bezirk Halle und Lübeck.
Mit Datum vom 06. November wurde als erster Ortsteil Grochlitz nach Naumburg eingemeindet. Dieser Beitritt war zuvor am 05. Oktober per Kabinettsorder genehmigt worden.

1906

Im Alter von 86 Jahren verstarb am 18. April Franz Julius Hölz. Er wurde vor allen als Unternehmer (Eisen-, Kohle-, Getreide und Düngemittelhandel), Kommunalpolitiker (Stadtverordneter-24 Jahre) und Wohltäter (hohe Spenden für Schulen oder zum Bau von Kindereinrichtungen) bekannt.
Gründung des Schützenvereins Neidschütz-Boblas am 13. September.
Am 25. Oktober um 23:00 Uhr verließ zum letzten mal eine Dampfstraßenbahn das Depot, um ihre Fahrt zum Bahnhof anzutreten. In den folgenden Wochen wurde die Strecke auf elektrischen Betrieb umgerüstet. Nachdem am Ostbahnhof Anfang Dezember vier neue Wagen eingetroffen waren, begannen am 08. Dezember die Probefahrten der neuen Elektrischen. Allerdings gibt es auch wieder Streit darüber ob die Bahn als Ringbahn ausgebaut werden soll. Die jährlichen Kosten belaufen sich bei dem derzeitigen Ausbaustand (3,75 km) auf 31.000 Mark, so dass 310.000 Fahrgäste zu je 10 Pfennig befördert werden müssen. Beim Ausbau zur Ringbahn (1,5 km länger) sind es 70.000 Mark oder 700.000 Fahrgäste jährlich.
In Großjena wird mit dem Bau einer Unstrutüberquerung begonnen. Sie soll das Dorf mit Kleinjena und Naumburg verbinden. Die Brücke wird dabei aus Beton errichtet was zur damaligen Zeit modern gewesen ist. Die Brücke wurde Ende Mai 1907 feierlich eröffnet und kostete 28.000 Mark.
Eine Zählung der Stadtverwaltung am 01. Dezember ergab für die Stadt 2248 Gehöfte. Auf 433 von diesen lebten insgesamt 944 Pferde, 387 Rinder, 51 Schafe und 1333 Schweine.

1907

Pünktlich zum 02. Januar nimmt die Naumburger Straßenbahn wieder ihren Linienbetrieb auf. Die Bahn wurde in den letzten drei Monaten von Dampfbetrieb auf Elektroantrieb umgerüstet. Die erste offizielle Fahrt führt, feierlich geschmückt, von Bahnhof zum Salztor, wobei auf dem Markt für ein Festessen ein Stop eingelegt wurde. Die Straßenbahn verkehrt im Zehn-Minuten-Takt wobei eine einfache Fahrt 10 Pfennig kostet.
Ende März (22.) wird der Jahrhunderte alte Schulverband in Grochlitz (seit 1905 Ortsteil) aufgelöst und die Lehrer, Schulkinder, Konfirmanden anderen Schulen zugeordnet.
451.353 Eisenbahnfahrkarten wurden im Geschäftsjahr 1906/1907 in Naumburg verkauft. In Zeitz waren es im gleichen Zeitraum rund 570.000 und in Weißenfels 380.000.
Die Elektrifizierung der Stadt macht auch vor den Abgeordneten des Stadtparlaments nicht halt. Nach der Sanierung und Neugestaltung erstrahlt der Sitzungssaal nunmehr (25. September) mittels elektrisch betriebener Leuchtmittel.
Auch Ende September befinden sich noch rund 200 Maurer in der Stadt im Streik. Dieser führte aufgrund seiner bisherigen Dauer von 15 Wochen zu einem erheblichen Bauverzug bei verschiedenen privaten und öffentlichen Bauvorhaben.
Eine Zählung der Stadtverwaltung am 02. Dezember ergab für die Stadt 2280 Gehöfte. Auf 690 von diesen lebten insgesamt 6.142 Stück Federvieh, 1.703 Schweine, 379 Rinder, 347 Ziegen, 99 Schafe, 2 Esel und 250 Bienenstöcke.

1908

Tödlich endete für eine Fußgängerin am 19. Februar der Zusammenprall mit der Naumburger Straßenbahn am Jakobstor. Die Frau hatte zuvor versucht noch vor der aus Richtung Markt kommenden Bahn die Schienen zu überqueren. Die Frau wurde gut zehn Meter mitgeschleift und verstarb noch an der Unfallstelle.
Am 02. April fand die Gründungsveranstaltung des Rudervereins Rot-Weiß Naumburg 08 e.V. statt. Das hölzerne Bootshaus wurde auf dem Gelände des heutigen Vereinshauses der Naumburger Sportvereinigung 1905, ehe man im Jahre 1924 das heutige Gelände am Klingenberg erwarb.
Rege Bautätigkeit herrschte in diesem Jahr in der Stadt. So entstanden am Ostbahnhof, in der Weißenfelser Straße und in der Amsdorfstraße Kammfabriken sowie in der Bahnhofsstraße eine Schokoladenfabrik. Des Weiteren wurde in der Weißenfelser Straße das Gas- und Elektrizitätswerk in Betrieb genommen. Darüber hinaus beschloss der Magistrat der Stadt am 30. April die Pflasterung des Steinweges und des Domplatzes bis hinaus zum Oberlandesgericht. Die Pflasterung kostete 33.500 Mark.
Um die immer wieder auftretenden Unfälle zwischen der Straßenbahn und Fahrzeugen zu verhindern, wurde an der Ecke Herrenstraße/Lindenring im August des Jahres ein automatisches elektronisches Haltesignal angebracht. Dieses warnt die Fußgänger ab sofort vor den sich nähernden Bahnen.
Im Mai wurden im Bürgergarten zu vor angelegte Tennisplätze feierlich ihrer Bestimmung übergeben.

1909

Im Juni wird am Wenzelsring ein Denkmal des Kaisers Wilhelm I. feierlich eingeweiht. Das von dem Berliner Künstler Leo Koch-Plaue geschaffene Werk zeigt den Kaiser in bürgerlicher Kleidung. In seiner Hand hält er die Urkunde mit der die soziale Gesetzgebung erlassen wurde. Die Kaiserfigur wird durch weitere Bronzefiguren und eine Bronzetafel ergänzt. Während des zweiten Weltkrieges (Sommer 1942) wurde die Statue zu Kriegszwecken eingeschmolzen.
Baubeginn für ein Schulgebäude in der Seminarstraße das bis heute erhalten geblieben ist und das bis Mitte 2007 das Dom-Gymnasium beherbergte. Heute befindet sich in dem Objekt die Musik- und Volkshochschule des Burgenlandkreises.
Zum letzten Mal findet die Peter-Pauls-Messe in ihrer bisherigen Form statt. Ihre Bedeutung als große Handelsmesse hatte die Messe bereits Jahrzehnte vorher verloren. Ab dem Jahre 1910 dauerte die Messe nur noch drei Tage.
Ein schweres Unwetter ging am 03. August während des Kirschfestes auf die Stadt nieder. Innerhalb kurzer Zeit fielen 42 Liter Regen pro Quadratmeter und überfluteten die Vogelwiese sowie einige angrenzende Straßen, da die Abflüsse durch die Schlammmassen schnell verstopften.
Zum ersten Mal in der Geschichte überflog am 05. August ein lenkbares Luftschiff die Stadt (Militärluftschiff Groß).

1910

Am 19. Mai wird der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Fotograf Fritz Hege geboren. Bekannt wird Hege vor allem durch seine Bilder des Naumburger Doms, insbesondere deren Stifterfiguren und dem Westlettner. Fritz Hege starb am 14. Januar 1992 im Alter von 81 Jahren.
Am 29. Mai vollzog sich die Gründung des Naumburger Schrebergartenvereins Erholung zwischen der Luisenstraße und Schreberstraße aus drei Familiengärten. Die Gründungsversammlung fand dabei im Gasthaus Landhaus in der Weißenfelser Straße statt. Aufgrund der Größe besteht die gesamte Anlage heute aus den drei Vereinen Erholung, Kirschberg und Silberblick.
Ende des Jahres wird die Kreisstraße zwischen Naumburg und Schönburg ihrer Bestimmung übergeben. Um seine Gästezahl zu erhöhen, hat der Betreiber der Gaststätte Felsenkeller eine Treppe von der Gaststätte zur neuen Straße anlegen lassen.

1911

Im Laufe des Jahres erfolgte die Pflasterung der Eckardtstraße und am Moritzberg, An der Mausa, in der Roßbacher Straße und am Kirschweg
Ab dem 18. Juli setzte eine 23 Tage lang andauernde Hitzeperiode ein (bis 09. August). An allen Tagen stieg das Thermometer über 27 Grad Celsius. An 18 Tagen zeigte das Thermometer sogar mehr als 30 Grad Celsius und an 6 Tagen mehr als 35 Grad Celsius an.
Oberhalb der Luisenstraße am Kirschberg wird an der Luisenquelle der Luisenstein feierlich enthüllt. Der Gedenkstein besteht aus einer weißen Wand aus Kalkstein, welches mit einem Medaillon und einer Tafel ausgestattet ist. Die Ausführung unterlag dem Münchner Bildhauer Alfred Späte.
Im Laufe des Jahres diskutiert die Naumburger Stadtverordnetenversammlung mehrfach über der Verlängerung der Straßenbahnverbindung nach Bad Kösen. Aufgrund der hohen Kosten von rund 625.000 Mark sowie der prognostizierten Unwirtschaftlichkeit der Verbindung steht die Stadtverordnetenversammlung am Ende des Jahres der Realisierung jedoch ablehnend gegenüber.

1912

In der Nacht von Sonnabend dem 27. Juli zum 28. Juli kam es auf dem Brauereigrundstück der Firma Hartung und Berthold, gelegen zwischen Othmarsweg und Lindenring zu einem Großfeuer bei dem die Gebäude vollständig vernichtet wurden. Aufgrund der günstigen Wetterverhältnisse, es herrschte Windstille, konnte sich das Feuer nicht auf das gesamte angrenzende Gebiet ausbreiten. Der Brand war vermutlich durch einen Kurzschluss in der Mälzerei ausgebrochen und breitete sich aufgrund des gelagerten Malzes schnell aus. Bei dem Brand entstand ein Schaden von 500.000 Mark.
Anfang November beschloss der Magistrat der Stadt Naumburg ab 15. November 1912 einen städtischen Fleischverkauf von Rindfleisch durchzuführen. Grund hierfür waren gescheiterte Gespräche zwischen der Stadt und der Fleischerinnung über die Absenkung des Fleischpreises. Der Verkauf erfolgte im städtischen Spritzenhaus an der Jakobsstraße. Aufgrund des zu erwartenden Ansturms erlies die Stadt zugleich eine Verkaufsordnung. Die Aktion der Stadt wurde aufgrund des Eingriffs in private Geschäfte stark kritisiert.
In der Poststraße wird für die preußischen Offiziere ein Kasino eröffnet. 1946 erfolgt die Übergabe des Objektes an die Kinder der Stadt. Im Jahre 1965 erhält es den Namen des Antifaschisten Otto Wolf. Nach der politischen Wende Anfang der 90er Jahre übernahm der Verein Stadtjugendring 1996 die Trägerschaft des Jugendzentrums. In den Jahren 2004 und 2005 wurde das Haus umfassend saniert.
Am Sonntag den 15. Dezember erschien die erste Ausgabe der "Naumburger Sonntags-Zeitung". Bereits eineinhalb Jahre später am 02. August 1914 erschien die "Naumburger Sonntags-Zeitung" letztmalig.
Ein schlechtes Weinjahr brachte 1912 für die ortsansässigen Winzer. Nachdem Anfang Mai Frost erhebliche Schäden an den Reben angerichtet hatte und sich die Reben aufgrund des guten Wetters im Juni und Juli sich noch gut entwickelten, folgten mit regnerischen und kalten August und September zwei für die Entwicklung schlechte Monate, so dass die Trauben nicht ausreifen konnten. Ein zeitiger Wintereinbruch mit Frost am 04. und 05. Oktober bei minus 5 Grad Celsius vernichtete die noch nicht gelesenen Trauben.

1913

Aufgrund des Beschlusses der Stadt Naumburg im Jahre 1912 mussten seit dem 01. April alle Lehrlinge die städtische Berufsschule besuchen.
Zum 01. April traten Oberbürgermeister Emil Kraatz sowie Bürgermeister Reißbrodt in den Ruhestand. Kraatz hatte das Amt im Jahre 1889 übernommen und zeichnete sich für die positive Entwicklung der Stadt verantwortlich. Nachfolger im Amt des Oberbürgermeister wurde Arthur Dietrich (bis zu seinem Tod im Jahre 1932), welcher bereits im August 1912 von der Stadtverordnetenversammlung gewählt wurden war. In das Amt des Bürgermeisters wurde Hermann Becker gewählt.
Am 08. Juni feierte der Turnverein Friesen die Weihe seines neu errichteten Sportgeländes. Das rund 6.000 m² große Gelände befand sich an der Jenaer Straße (Kalter Hügel) auf dem Furtchtschen Berge.
Um für den Neubau des Oberlandesgerichts Platz zu schaffen, wurde Anfang Juli der Abriss des alten OLG ausgeschrieben.
Am 04. Juli nahm das Naumburger Postamt, unter Anteilnahme zahlreicher Einwohner, zwei Automaten in Betrieb, welche nach Einwurf eines Zehn-Pfennig-Stücks zwei Briefmarken zu je fünf Pfennig oder zwei Postkarten ausgaben.
Als erste Straße in Deutschland erhielt die Verbindungsstraße zwischen Almrich und Schulpforte eine Teerschicht als Straßenbelag. Die 500 Meter lange Straße diente dabei als Versuchsstrecke. Für die Ausführung zeichnete sich der damalige Straßenbaumeister Leo Petzelt verantwortlich. Als Erinnerung an diese Pioniertat errichtete man am Ortsausgang Almrich ein Tafel mit folgender Inschrift "Kilometer 52,9 - Kilometer 53,4. Erster bereits 1913 ausgeführter Versuch der Straßenverwaltung der Provinz Sachsen, durch Teerinnnentränkung eine gute und dabei wirtschaftliche Fahrbahndecke herzustellen. Diese aus Ruhrteer getränkte Strecke wird noch jahrelang lebensfähig bleiben, obgleich ihre Herstellung bei dem Mangel an Erfahrung noch unvollkommen war.".

1914

Zum 01. April des Jahres wurde die Stadt Naumburg aus dem Kreis Naumburg verwaltungstechnisch herausgelöst und bildet sodann den selbstverwalteten Stadtkreis Naumburg.
Am 08. April wurden die Arbeiten am neuen Straßenbahnring abgeschlossen, so dass auf der nunmehr 4,8 Kilometer langen Strecke am ersten Osterfeiertag (10. April) ein Zweirichtungsverkehr mit Ausweichen am Bahnhof, Jägerplatz, Markt, Salztor und Moritzplatz aufgenommen werden konnte.
Nach Mitteilungen der Stadtverwaltung lebten Ende Juni 30.598 Personen in der Stadt (März 30.222).
Ende Juli, Anfang August begannen im Zuge des Ersten Weltkrieges (28. Juli - Kriegserklärung Österreich-Ungarn an Serbien; 28. Juni Attentat von Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand) auch in der Stadt Naumburg die Mobilmachungen für das Heer und die Marine. Zugleich begannen Brücken- und Brunnenüberwachungen welche durch das Bürgerschützenkorp initiiert wurden. Die örtliche Tageszeitung vermeldete in der Folge regelmäßig die Namen der Gefallenen. Unter denen war in der 15. Veröffentlichung am 04. September auch der zweite Bürgermeister von Naumburg Becker
Unter der Bauleitung des Regierungsbaumeisters Friedrich Hoßfeld begannen auf dem ehemaligen Gelände der ehemaligen Nuwenburg die Bauarbeiten zu Neuerrichtung des Oberlandesgerichts. Das Vorgängergebäude war den Anforderungen an die Zeit nicht mehr gerecht geworden und musste dem Nachfolgerbau weichen. Die Bauarbeiten wurden im Jahre 1917 abgeschlossen.
Am 01. Oktober zog die Sparkasse aus dem Standort Rathaus in das Gebäude am Topfmarkt. Wo sie sich auch heute noch befindet. Das Gebäude verfügt über eine abwechslungsreiche Geschichte und beherbergte zuvor das Pfarramt, die Ratswaage und ab 1500 die Knabenbürgerschule.
Anfang November wurde bekannt, dass der Neubau eines Krankenhauses beschlossen wurde. Als Baugrundstück wählte man den Spechsart in der unmittelbaren Nähe zum Luisenhaus, wobei das Haupthaus 50 Betten bieten sollte. 10 weitere Betten waren für einen Isolierbereich vorgesehen. Die Bauarbeiten begangen trotz der laufenden Krieges kurz danach mit dem Ausschachten der Grundflächen für die Gebäude.
Nach zehn Monaten Bauzeit wurde im Dezember ein Erweiterungsbau am Naumburger Hauptbahnhof seiner Bestimmung übergeben.

1915

Am 26. Januar verstarb der Chronist und langjährige Zeitungsredakteur Karl Schöppe (geboren 1851).
Im Zuge der Versorgungssituation der Bevölkerung aufgrund des Ersten Weltkrieges war die Stadtverwaltung gezwungen erhebliche finanzielle Mittel aufzubringen, um hiervon haltbare Lebensmittel, sogenannte Dauerwaren, zu erwerben und einzulagern. Im Rahmen einer Stadtverordnetensitzung teilte die Stadtverwaltung gegenüber den Abgeordneten mit, dass hierfür insgesamt rund 430.000 Mark aufzuwenden seien. Die entsprechende Summe wurde die Aufnahme eines Darlehens aufgebracht.
Umfangreiche Umbauarbeiten wurden Anfang Juli im Ratskeller und dem im Rathaus befindlichen Saal abgeschlossen. Sowohl Saal als auch der Ratskeller selber erfuhren durch den Umbau eine erhebliche Vergrößerung. Der Gastraum erstreckte sich nun vom Markt bis zur Engelgasse die gesamte Rittergasse entlang.
241 Tote Naumburger und Zugereiste brachte das erste Jahr des Ersten Weltkrieges berichtete die örtliche Zeitung am 01. August.
Richtfest wurde im August auf der Baustelle des neuen Oberlandesgerichts gefeiert. Ebenso gehen die Bauarbeiten am Neubau des Krankenhauses voran.
Immer mehr zeigten sich die negativen Folgen des Ersten Weltkrieges in der Stadt. Mit einer amtlichen Bekanntmachung vom 03. November verbot die Stadt Fleisch, Fleischwaren und Speisen die Fleisch enthalten Dienstags und Freitags an Verbraucher zu verkaufen. Ebenso durften in Speise- und Gastwirtschaften sowie Vereinsräumen Montags und Donnerstags kein Fleisch, Wild, Geflügel, Fisch oder sonstige Speisen mit Fett oder Speck angeboten werden. Am Sonnabend erstreckte sich das Verbot auf Schweinefleisch.
Um die Versorgungssituation für die Ärmsten etwas zu entspannen, wurde Mitte November mit der kostenfreien Ausgabe von warmen Mahlzeiten begonnen. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese meist nicht ausreichten, um alle hungrigen Mäuler zu versorgen.

1918

Im Zuge der Novemberrevolution von 1918 wird am 25. Februar in Naumburg ein Generalstreik ausgerufen. Einen Tag später spricht man sich in der Reichskrone jedoch für die Beendigung des Streik aus.
Am 02. März finden Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung statt an der erstmals auch Frauen teilnehmen dürfen.
Im August wird eine Zweigstelle der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft unter Leitung des Oberregierungsrates Prof. Dr. Carl Börner eingerichtet, welche sich vorwiegend mit der Erforschung des Schädlings Reblaus beschäftigt. Des weiteren erforschte er die einzelnen Arten der Blattlaus und dokumentierte 200 Arten des Schädlings. Dr. Carl Börner starb am 14. Juni 1953 im Alter von 73 Jahren (geboren 28. Mai 1880 in Bremen) in Naumburg.
Am Abend des 09. November übernimmt der Arbeiter- und Soldatenrat formal die Macht in der Stadt Naumburg. In der Folge findet am 13. November in der Reichskrone (Theaterplatz) eine Volksversammlung statt. Am 02. Dezember gründete sich die Ortsgruppe der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP).
In der Jakobsstraße 28, im Hinterhof zum Gasthof "Zu den Drei Schwanen" eröffnete Hermann Bräutigam ein Nationaltheater. In den 20er Jahren wurde das Kino von 196 Sitzplätzen auf 490 Plätze ausgebaut. Nach einem Brand wurde das Filmtheater 1948 umfassend saniert wiedereröffnet. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte die Umbenennung in "Filmtheater der Freundschaft". Nach der Übernahme des Kinos 1991 durch die Ufa Theater AG (296 Sitzplätze) konnte sich das Kino noch zwei weitere Jahre auf dem Markt behaupten und wurde 1993 dann doch geschlossen. Aufgrund von erheblichen Bauschäden erfolgte ab Ende Oktober 2015 der vollständige Abriss des Gebäudes.

1920

Nach Einsetzung der Kapp-Regierung (13. März), der Naumburger Arzt und Volkswirt Dr. Georg Wilhelm Schiele wird Wirtschaftsminister, in Berlin im Zuge des Kapp-Putsches wurde am 15. März in der Reichskrone ein politischer Streik ausgerufen. Einen Tag später zieht die Reichswehrbrigade XVI aus Richtung Bad Kösen kommend zum Marktplatz und schießt hier wahllos in die dort versammelte Menge. Dabei stirbt eine Personen und acht werden zum Teil schwer verletzt. Nach Scheitern des Kapp-Putsches in Berlin kommt es am 19. März in Naumburg zu Kämpfen zwischen der Reichswehr und der Einwohnerwehr. Der Prozess gegen den Naumburger und Wirtschaftsminister während des Kapp-Putsches Dr. Schiele wurde durch das Reichsgericht eingestellt.
Gründung des Naumburger Sportvereins "Naumburger Ballspiel Club 1920 e.V.".

1921

Im September eröffnet im Siedlungsviertel das neu errichtete städtische Krankenhaus sein Pforten. Die Eröffnung, Baubeginn 1915, hatte sich wegen diverser Probleme über Jahre hingezogen. Das Krankenhaus verfügte über insgesamt 86 Betten in Ein-, Zwei- und Sechsbettzimmern.
Am 07. Dezember beginnt in Leipzig der Prozess gegen die Organisatoren des Kapp-Putsches vom März 1920. Darunter befindet sich auch der Naumburger Dr. Schiele.

1922/23

Die Zeit der Hochinflation machte auch vor Naumburg nicht halt. Gut lässt sich dies am Beispiel des Briefportos nachvollziehen. So kostet ein Ortsbrief im Jahre 1919 noch 15 Pfennige, im Jahre 1922 zwischen 125 Pfennige (01. Januar) und 200 Pfennige (Oktober). Zum 18. Januar 1923 stieg das Porto auf 20 Mark, am 01. Juli 1923 auf 120 Mark und am 28. August 1923 auf 8.000 Mark. Über den Betrag von 2 Millionen Mark (19. Oktober 1923) und 5 Milliarden Mark (18. November 1923) stieg der Preis am 01. Dezember 1923 auf den Höchststand von 50 Milliarden Mark an. Auch die Zeitung verteuerte sich im Laufe des Jahres von monatlich 3.900 Mark (Mai 1923), über 5.000 Mark (Juni 1923) und 13.000 Mark (Juli 1923) auf 800.000.000.000 (800 Milliarden) Mark für den Zeitraum vom 08. Dezember 1923 bis 14. Dezember 1923. Hinzu kam der Austrägerlohn von 60 Milliarden Mark.

1923

In der Bergstraße wird das Jägerdenkmal feierlich seiner Bestimmung übergeben. Es ist den in den Jahren 1914 bis 1918 getöteten Militärangehörigen der in der Nähe befindlichen Jägerkaserne gewidmet. Der Entwurf des Denkmals stammt vom Stadtbaurat Friedrich Hoßfeldt.

1924

Ab dem 07. Juli fand nach zehnjähriger Unterbrechung erstmals wieder das Kirschfest statt. Beginnend mit dem Knabenkirschfest am 07. Juli, schloss sich ab dem 11. Juli das Mädchenkirschfest an.
Am 09. Juli fährt erstmals ein Bus auf der Personen-Kraftwagen-Verkehrs-Linie Naumburg-Bad Käsen-Saaleck.

1925

Auf dem ehemaligen Exerzierplatz finden am 06. und 07. Juni die ersten Naumburger Flugtage statt. Die Naumburger Ortsgruppe des Deutschen Luftfahrtverbandes hatte im Dezember 1924 bei der Stadt angefragt ob sie das Gelände für den Flugverkehr pachten könnten. Die Stadtverwaltung stimmte dem zu, so dass ein Pachtvertrag über 160 Goldmark abgeschlossen wurde. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme wird der Pachtvertrag vorzeitig zum 01. Oktober 1926 gekündigt und das Gelände sodann zum Grasanbau genutzt.
Am 25. August wird in der Jakobsstraße das Lichtspieltheater Schwanen wiedereröffnet.

1926

Erstmals findet ein vom Sportverein Friesen organisiertes Turn- und Sportfest statt.
Gründung des Motoreninstandsetzungsbetriebes den Honmaschinenbetrieb W. Ch. Gehring.

1928

Nach umfassenden Sanierungs- und Renovierungsarbeiten an Decken, Wänden, dem Gestühl, den Glocken sowie der Orgel und Kanzel wird im Frühjahr die Moritzkirche wieder ihrer Bestimmung übergeben.
Am 09. Juni wurde die erste Naumburger Ausstellung für Industrie, Gewerbe und Gartenbau (NAUHA) auf der Vogelwiese eröffnet. Zu den Teilnehmern der Schau zählten unter anderen die Gartenbaufirma Verges, Die Firma Muck-Lamberty, die Maschinenbaufirma C. E. List, die Firma Funk-Bohn (Radiogeräte) und die Möbelfabrik Kühn. Zu den Ausstellern zählen auch zahlreiche Händler und Handwerker der Stadt wie die Firma Schulze (Wäsche), Friedrich-Krüger (Herrensachen), Otto Jünger (Maßschuhe), die Firma Fromholdt (Sämereien) Konditorei Furcht, sowie die Böttcherei Karl Mehner welche extra ein 1.000 Liter fassenden Weinfass mit Verzierungen zur Ausstellung hergestellt hatte. Da die Stadtverwaltung aufgrund der Wirtschaftskrise keinen Umzug zum Kirschfest/900-Jahr-Feier durchführen wollte, organisierten und bezahlten die Aussteller einen solchen Umzug. Die Stadt begeht die 900 Jahrfeier der urkundlichen Ersterwähnung, wobei dies nach zahlreichen Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung aufgrund der wirtschaftlichen Situation in kleinem Rahmen geschah.
Im Monat Dezember wurde in der Bahnhofsstraße (heutiger Standort des Hotels) eine Molkerei ihrer Bestimmung übergeben. Für die Errichtung zeichnete sich der Hildesheimer Architekt Heinrich Jorin.

1929

In der Neidschützer Straße wurde ein "Posttöchterheim" für 80 Bewohnerinnen errichtet und feierlich eingeweiht.

1930

Auf dem Gelände der Vorwerkschen Stiftungen wird die Kleingartenanlage Buchholzgraben eingerichtet.

1931

Am 02. Februar beginnen vor dem Marientor die Bauarbeiten zur Errichtung eines neuen Postgebäudes. Dies war notwendig geworden, da der Platz am Lindenring bei dem rasant ansteigenden Beförderungszahlen sowie Telefonanschlusszahlen nicht mehr ausreichte, um eine ordnungsgemäße Versorgung sicherzustellen. Das Gebäude wurde bereits am 17. April des Folgejahres in Betrieb genommen.
Am 28. Oktober öffnet in der Neidtschützer Straße die Landfrauenschule Naumburg eine Lehranstalt der Landesbauernschaft Sachsen-Anhalt ihre Tore.

1932

Am 17. April eröffnete vor dem Marientor am heutigen Stephansplatz (damals Kaiser-Friedrich-Platz) nach 14-monatiger Bauzeit (Baubeginn 02. Februar 1931), für die Bauleitung zeichnete sich der Ministerialdirektor Röding sowie der Oberpostbaurat Ralsburg verantwortlich, die "Neue Post" als Postamt 1.
Im Rahmen der Kreisreform wir der Kreis Naumburg dem Kreis Weißenfels zugeordnet (01. Oktober).

1933

Am 01. April fanden auf dem Marktplatz erstmals Kundgebungen gegen die Juden in der Stadt statt. Im Naumburger Tageblatt vom 01./02. April erschien eine Anzeige des Kreisleiters der NSDAP in welcher jüdische Geschäfte und sonstiger Dienstleister genannt werden die ab sofort gemieden werden sollten. Von den 400 am Oberlandesgericht zugelassenen Rechtsanwälten verloren 93 wegen ihrer Abstammung die Prozessvertretungsbefugnis. Auch blieben den jüdischen Rechtsanwälten die Mandanten weg so dass viele in finanzielle Schwierigkeiten gerieten und zumeist Naumburg verließen.
Am 12. Mai begann in der Weißenfelser Straße der Bau des neuen Krematoriums.
Gegründet wurde in diesem Jahr die Kleine Bühne Naumburg. Gründer der Institution, welche sich seit dem Jahre 1958 in kommunaler Trägerschaft befindet, war Carl Naumann wobei dies noch in Rehehausen geschah.

1934

Am Ende des Flemminger Weges beginnt der Bau von 14 Doppelhaushälften (Nr. 100 - 154, heute etwa zwischen Montessorischule und Bulabana) für 28 ärmere oder kinderreiche Familien. Die Gebäude werden von allen Familien zusammen errichtet. Nachdem die Rohbauten fertiggestellt waren, wurden die Grundstücke den beteiligten Familien zugelost. In der Folge wurden die Häuser fertig gestellt, so dass im folgenden Jahr die ersten Bewohner einziehen konnten.
An der Saalestraße gründete sich am 10. November die Kleingartensparte Saaletal. Das Geländete wurde bereits zuvor seit Jahren kleingärtnerisch genutzt. Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts sollten die 47 Parzellen eingeebnet werden, da die Stadtverwaltung den Bau eines Parkplatzes und einer Turnhalle zur Aufwertung des angrenzenden Stadions plante. Die Pläne verschwanden wenig später wieder in der Schublade.

1935

Am Flemminger Weg wird die Hubertuskaserne (heute gegenüber dem Freizeitbad Bulabana) fertiggestellt und ihrer Bestimmung übergeben.

1936

In der Kroppentalstraße wird das Heereszeugamt eröffnet. Weiterhin wird in der nahegelegenen Schönburger Straße (heute Landratsamt) die Hindenburgkaserne feierlich ihrer Bestimmung übergeben.

1937/38

Die Juden Max Cohen (Kaufhaus in der Herrenstraße 16/17), Marcus Hardt (Konfektionsgeschäft Markt 15) und Josef Gross (Kurzwarengeschäft in der Großen Salzstraße 40) werden enteignet. Am 09. November 1938 stürmen Mitglieder der SA das Geschäft der Familie Gross in der Salzstraße und verwüsten dieses, wobei der Josef Gross bei einem Angriff verletzt wird.

1938

Während des Vereinssportfestes des TV Friesen Naumburg erzielte die damals 19-jährige Erika Junghanns auf dem Sportplatz im Friesenheim einen Weltrekord im Weitsprung. Mit 6,07 Meter sprang sich so weit wie nie eine Frau vor ihr. Der Weltrekord konnte jedoch aufgrund der fehlenden Anzahl an lizenzierten Wettkampfrichtern nicht offiziell anerkannt werden. Dennoch wird die Bestmarke recht häufig als inoffizieller Weitsprungweltrekord in den Bestenlisten geführt.
Am Flemminger Weg wird die Lüttichkaserne (heute Standort des Freizeitbades Bulabana) übergeben.

1943

Im Konzentrationslager Auschwitz wurde am 17. Februar der jüdische Rechtsanwalt Artur Samter aus Naumburg ermordet.
35 Menschenleben kostete ein Zugunglück im Naumburger Hauptbahnhof am 02. Dezember des Jahres. Ein aus Richtung Bad Kösen kommender Urlauberzug mit Landsern kam aus bis heute unbekannten Gründen an einen Haltesignal nicht zum Stehen und fuhr auf einen weiteren, im Bahnhof Naumburg wartenden Urlauberzug auf. Neben den 35 Toten, von denen einige in Naumburg bestattet worden, zählte man 123 Verletzte.

1944

Am 16. August erfolgte eine Bombardierung der Burgstraße sowie des Heereszeugamtes in der Kroppentalstraße.

1945

Am 9. und 11. April wird die Stadt von amerikanischen Flugzeugen bombardiert. Dabei werden über 100 Personen getötet und weit über 700 Gebäude beschädigt oder zerstört. Einen Tag später besetzten die amerikanischen Truppen die Stadt und werden drei Monate später durch die Rote Armee abgelöst (2.Juli). Aufgrund von Flüchtlingen und Umsiedlern halten sich in der Stadt bis zu 60.000 Menschen auf. Nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen beginnt auch alsbald der Aufbau der zerstörten Teile der Stadt. Am 12. April verboten die amerikanischen Truppen jeglichen Nachrichtenverkehr mit sofortiger Wirkung. Damit kam der gesamte Post-, Telegraphen und Fernsprechverkehr zum Erliegen. Nach Einzug der Roten Armee am 12. Juli wurden sämtliche Postgebäude wieder freigegeben. Eine Arbeitsaufnahme der Bediensteten konnte zunächst nicht erfolgen, da zunächst die Räumlichkeiten wieder hergerichtet werden mussten. Am 15. Juli erfolgte die Wiederaufnahme des Postverkehrs, wobei die Post direkt am Schalter abgegeben werden musste, da eine Leerung der Briefkästen nicht erfolgte. Die Freimachung erfolgte mittels verschiedener Gummistempel, wobei das Porto bar bezahlt werden musste. Aufgrund der fehlenden Briefmarken entschloss man sich eigene Marken mit städtischen Motiven zu drucken. Diese kamen jedoch nicht mehr zur Ausgabe, da am 10. Oktober die ersten Marken der Provinz Sachsen verausgabt wurden. Ende des Jahres hatte sich das Postwesen in Naumburg wieder normalisiert.
Am 13. Dezember erschoss ein russischer Soldat in der Straße am Buchholzgraben zwei Frauen sowie ein 12-jähriges Kind. Bei den Toten handelt es sich um Frau Eva Schultz sowie um Frau Irmgard Zeidler und den Schüler Dieter Lenke, welcher im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Die genauen Hintergründe der Tat, der Soldat wurde vermutlich während eines Diebstahls überrascht, sowie dessen Bestrafung sind auch heute noch unbekannt.

1946

In der Nacht vom 01. Mai zum 02. Mai wurde durch zwei sowjetische Armeeangehörige der Pächter der Gaststätte Bismarckturm Max Ludwig durch Stiche getötet. Grund für die Tat der Soldaten war, dass sich der Pächter geweigert hatte ihnen alkoholische Getränke auszuschenken. Weiterhin verletzten die Armeeangehörigen weitere Verwandte und die Ehefrau des Pächters.

1948

Im Zuge der Enteignungen nach dem Krieg wird der Familie Gehring die Honmaschinenfabrik entschädigungslos entzogen. Erst nach der Wende kehrt die Familie Gehring wieder nach Naumburg zurück und erwirbt 1991 Grundstücke, um in Naumburg wieder mit der Produktion beginnen zu können.

1949

Wie bereits in den vergangenen Jahren sind zahlreiche Lebensmittel wegen der schlechten Versorgungslage streng rationiert und nur gegen Marken erhältlich. Zum Osterfest im April erhielten die Bürger Sondermarken die es ihnen gestatteten 250g Zucker, 400 g Mehl und 1 kg Obstkonserven zu erwerben.
Zur öffentlichen Kundgebung sind alle Naumburger für den 11. April aufgerufen. Das Motto der Demonstration war Vier Jahre nach dem Krieg - für Friedensvertrag und einigen Deutschland. Im Laufe des Jahres fanden weitere Demonstrationen statt die vor allen für den Frieden warben.
Aufgerufen wurde im Juli zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers, welcher so die Propaganda vom Klassenfeind den Amerikanern aus Flugzeugen abgeworfen worden sein soll. Für die Abgabe von toten Käfern, Larven und Eiern gab es Süßwarenprämien.
Um die Knappheit bei der Versorgung mit Strom und Brennstoff entgegen zu wirken, wurde die Stromentnahme der Haushalte und Betriebe streng kontingentiert. So wurde ab Oktober an drei Tagen in der Woche zwischen 18 und 21 Uhr der Strom abgestellt. Die Knappheit bei Brennstoffen wurde durch die Stadtverwaltung dahingehend bekämpft, dass sie zur Verwendung von Presssteinen aufforderte. Diese stammten aus Pressen die Kohlenabrieb verarbeiteten und waren von minderer Qualität.
Am 21. November wurde von den 40 anwesenden Stadtverordneten Otto Becker (CDU) zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Sein Vorgänger Oswald Schaffernicht schied auf eigenen Wunsch aus und wurde zum Stadtkämmerer (besoldeter Stadtrat) gewählt.

1950

Durch das Gesetz über die Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April wurden die Gemeinden Almrich und Schellsitz eingemeindet.
Am 14. Mai erfolgte in der Saalstraße der erste Spatenstich für den Bau des Stadions. Neben der Errichtung der Aschenbahn (400 Meter) sollen Umkleide- und Wirtschaftsräume, ein Rasenplatz und Zuschauerränge für 10.000 Besucher entstehen. Den Bau des neuen Stadions hatte die Naumburger Stadtverordnetenversammlung im Februar beschlossen.
Auch in diesen Jahr wurde wieder zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers auf den Feldern aufgerufen. Wer sich den Aufrufen ohne Grund wiedersetzte musste mit einen Strafgeld bis 50 Mark rechnen.

1951

Am Sonntag dem 18. März wurden zwei neue Glocken für die Kirche St. Othmar feierlich geweiht. Das Material für die Glocken stammte aus einem Lager in Hamburg. Die dort lagernden beschädigten Glocken sollten während des Zweiten Weltkrieges zu Kanonen eingeschmolzen werden. Die zwei Glocken mit einen Gesamtgewicht von 620 kg wurden bei Schilling in Apolda gegossen und auf die Töne a und h abgestimmt.
Im März bezog die Freiwillige Feuerwehr ein größeres Depot in der Nordstraße. Zuvor war die Technik der Wehr an mehreren Stellen in der Stadt untergebracht.
Anfang Juli wurde auf der Waldschlosswiese (Bürgergarten) eine Freilichtbühne ihrer Bestimmung übergeben. Die Premiere fand sodann am 12. Juli mit der Aufführung des Sommernachtstraum statt.

1952

Nach umfassender Renovierung eröffnet im April der Ratskeller wieder seine Pforten.
Nach der Neugliederung des Staatsgebietes der DDR in Bezirke, fällt Naumburg in den Bezirk Halle. Gleichzeitig kommt es zur Neuaufteilung der Kreise, wobei Naumburg Kreisstadt des Kreises Naumburg wird.
Im September wird in der Saalstraße ein Stadion eröffnet. Es trägt den Namen Richard Locker, einen im Zuchthaus umgekommenen KPD Mitgliedes.
Am Wenzelsring eröffnet im Dezember eine Kinderklinik ihre Pforten. In dem Gebäude stehen 65 Betten zur Verfügung. Leiter der Klinik ist Chefarzt Dr. Wilhelm Kniest. Die Räumlichkeiten wurden vorher von Dr. med. Martin Grüneisen als chirurgische Privatklinik genutzt. Grüneisen war zuvor im Jahr gestorben.

1953

Im Februar ruft die Stadt zur Haussperlingsjagd auf. für jeden getöteten und abgegebenen Sperling werden fünf Pfennige ausgezahlt.
Im wieder kommt es im Laufe des Jahres zu Stromabschaltungen. Um denen zu entgehen, wird die Bevölkerung gezwungen ihren Stromverbrauch in den Spitzenzeiten zu reduzieren. Erlaubt sind danach nur noch 100 Watt pro Haushalt. Die Einhaltung wird durch Kontrolleure überwacht und bei Verstößen werden die Wohnungen und Häuser mit dem Blitzmax gekennzeichnet.

1954

Eröffnet wurde in der Herrenstraße 22 im Juni eine öffentliche Fernsehstube. Die Stube war zweimal in der Woche ab 20:00 Uhr geöffnet, wobei eine Voranmeldung erforderlich war.
Am Schwarzen Ross wurde zu Ehren der Kinder im Juni ein Denkmal errichtet. Als Standort wählte man dabei den Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals. Deren Statue war während des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen wurden. Für die künstlerische Gestaltung zeichnete sich Frau Grete Tschaplowitz verantwortlich.
Vom 01. bis 04. Juli fand erstmals nach dem Krieg wieder ein Kirschfest in Naumburg statt. Erstmals wird dabei die Heroldsszene aufgeführt, wobei der Herold der Bürgermeisterin Lisbeth Weinert eine Urkunde des Kaisers Konrad II. anbot indem dieser der Stadt "Schutz und Trutz gegenüber allen Widersachern" versprach.
Über 5.000 Kubikmeter Erde wurden bewegt, um das neue Schwimmbad in der Lehmgrube am Damaschkeplatz zu errichten. Hierzu wurden rund 7.000 Aufbaustunden abgeleistet. Das größte Becken sollte eine Länge von 50 Metern und eine Breite von 22 Metern haben, wobei eine durchschnittliche Tiefe von 4,50 Metern geplant war. Das Projekt wurde jedoch aufgrund der ungeklärten Versorgung mit Wasser ad acta gelegt.

1955

Durch eine 700 Meter lange Pfahlwand konnten 2,5 Morgen neues Land in den Almricher Saalebergen trocken gelegt werden. Die Fläche wird nunmehr als Wiese für die Viehwirtschaft genutzt.
Im Rahmen eines Großeinsatzes des Nationalen Aufbauwerkes (NAW) wurde am Damaschkeplatz erneut damit begonnen in einer alten Lehmgrube ein Schwimmbad zu errichten. Nach wenigen Monaten wurden die Arbeiten erneut eingestellt, da die Versorgung mit Wasser nicht gesichert gewesen ist.

1956

Strenger Frost beherrscht das Wetter Anfang Februar mit Temperaturen von minus 20 Grad Celsius Nachts und minus 12 Grad Celsius tagsüber. Die Saale ist dabei an zahlreichen Stellen zugefroren, wobei gegen Ende des Monats das Eis teilweise eine Stärke von 50 cm aufwies.
Am 28. Juli eröffnet in der Auguste-Bebel-Straße ein neuer Kindergarten für 120 Kinder.
Endgültig begraben wird das Schwimmbadprojekt in der Lehmgrube am Damaschkeplatz. Neben der mangelhaften Wasserversorgung wird vor allen fehlendes Material für das Scheitern verantwortlich gemacht.
Im September wird neben der Straßenbahn ein zweites Nahverkehrsmittel eingesetzt. Es verbindet mittels Bussen des VEB Kraftverkehrs die entfernteren Stadtteile Almrich, Krankenhaus und Grochlitz sowie Wethau.

1957

Am 08. Januar trafen am Naumburger Güterbahnhof zwei vom VEB Waggonbau Gotha umgerüstete Straßenbahnwagen ein. Die nunmehr unter der Wagennummer Nr. 13 und 14 verkehrenden Wagen stammen ursprünglich aus Leipzig. Die beiden Triebwagen wurden im Laufe des Jahres noch durch vier weitere ergänzt so dass sodann mit dem Zweirichtungsverkehr begonnen werden konnte.
Zum 100. Geburtstag des Malers und Bildhauers Max Klinger wurde am 17. Februar im Heimatmuseum (Grochlitzer Straße) eine Ausstellung über den Künstler eröffnet. Am folgenden Tag fand auf dem Klingerweinberg eine Gedenkveranstaltung zu dessen Ehren statt.
Am 28. August gründete sich der Sportverein BSG Lokomotive. Nach der Wende erfolgte die Umbenennung des Vereins in Naumburger Sportverein 1951 e. V.
Nach 15-jähriger Unterbrechung fand am 15. September wieder das traditionelle Friesen Turn- und Sportfest statt. Die erste Veranstaltung dieser Art hatte bereits 1924 stattgefunden. Die rund 200 Teilnehmer kämpften dabei in verschiedenen Disziplinen um Siegerurkunden und -kränze.
Ende Oktober wurde der erste Film des Naumburger Filmspiegels uraufgeführt. Unter der Verantwortung der Herren Albrecht, Reichert und Pfeffer entstand ein Film über die Kurstadt Bad Kösen.

1958

Am 21. April begannen auch in Naumburg die Schutzimpfungen gegen die Kinderlähmung. Geimpft wurden zunächst die Kinder der Jahrgänge 1954 bis 1956.
Ende Mai des Jahres schaffte die Regierung der DDR die Lebensmittelkarten ab. Auch in Naumburg waren von nun an die Lebensmittel zu einheitlichen Preisen erhältlich.
Anfang August wurde die private Buchhandlung und Leihbücherei Gerhard Meißner, Karl Bischoff, Kurt Schulz und Fuhrmann geschlossen und die Inhaber angeklagt. Ihnen wurde vorgeworfen regelmäßig Bücherpakete ohne Genehmigung in die DDR geschmuggelt und diese "jugendgefährdenden amerikanischen Gangsterbücher und andere Schundschmöker" verliehen zu haben. Die Versorgung mit bildender sozialistischer Literatur wird die nunmehrige Hauptaufgabe der Kreisbibliothek werden.
Beschlossen wurde der Bau von 300 Wohneinheiten in Naumburg. Die Wohnungen sollen in den nächsten Jahren in der Halleschen Straße, Sixtus-Braun-Straße und in der Humboldtstraße sowie in der Gutenberg- und Neustraße entstehen.

1959

Beschlossen haben die Stadtverordneten im Januar die Umgestaltung des Stephansplatzes zu einem Kreisverkehr. Auf der Mittelinsel soll dabei eine Grünfläche entstehen.
Begonnen haben Ende April die Bauarbeiten für ein Rollsportstadion am Damaschkeplatz. Vorgesehen war zugleich die Errichtung einer Sporthalle sowie einer Kegelbahn, welche wie zuvor das Schwimmbad in der Lehmgrube nicht über das Planungsstadium hinaus kamen.
Pünktlich zum Kindertag (01. Juni) wurde am Jägerplatz (damals Friedensplatz) durch Bürgermeister Loren ein neuer Kinderspielplatz übergeben. 7.500 Stunden Freizeit opferten zahlreiche Einwohner der Stadt, um den Spielplatz herrichten zu können.
Den 10. Jahrestag der Gründung der DDR begangen am 07. Oktober die Einwohner der Stadt mit einer Großdemonstration. Die Demonstration wurde mit dem Singen der Nationalhymne und dem Absenden eines Glückwunschtelegramms an das Zentralkomitee beendet.
Ein neues Erfrischungsgetränk aus Tee und Zitronen brachte im Oktober die Konsumgetränkefabrik Naumburg unter den Namen "Lipsi" auf den Markt.

1960

Am 06. März lief im Filmtheater "Haus des Volkes" die erste Ausgabe des Naumburger Filmspiegels.
Drei Friseurmeister gründeten am 12. März die PGH "Haarpflege" mit zunächst neun Mitarbeitern.

1961

Im März übergab die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG) der Reichsbahn einen Wohnblock. Seit 1958 konnte die AWG damit 120 Wohneinheiten an ihre Mitglieder übergeben.
An der Windlücke bei Schulpforte wurden im April die Außenaufnahmen für den Film "Königskinder" abgedreht. Für die Dreharbeiten zeichnete sich der Defa-Regisseur Frank Beyer verantwortlich. Zu den bekanntesten Schauspielern am Drehort des im Jahre 1962 fertiggestellten Film zählten Annekatrin Bürger und Armin Mueller-Stahl.
Im Mai beschloss die Stadtverordnetenversammlung die Umgestaltung des "Park der Opfer des Faschismus". Das bisherige zentrale Ehrenmal aus dem Jahre 1948, ein Relief des Professors Johannes Hartmann ("Zwölf Jahre Leidenszeit") soll hierzu entfernt und im Museumsgarten aufgebaut werden. Das neue Mahnmal soll aus drei hellen Betonstelen mit je einen Bronzerelief bestehen, welche die Geschichte der Arbeiterbewegung aufzeigen soll. Als Hauptwerk wird das Denkmal eine überlebensgroße Figurengruppe erhalten.
Am Sonnabend dem 01. Juli wurde am Damaschkeplatz das neue Rollsportstadion (Juri-Gagarin-Stadion) feierlich eingeweiht. Zur Eröffnung der fugenlosen Spannbetonbahn kamen rund 5.000 Einwohner. Dass die Sportler aus Naumburg recht erfolgreich waren, wird daran ersichtlich, dass Renate Löser bereits zum sechsten Mal den Titel der Deutschen Meisterin errang. Mit Betti Otto der Meisterin im Jahre 1960 gingen damit alle Damentitel seit 1955 an Naumburger Sportlerrinnen.

1962

Am 24. Juni erfolgte am Blütengrund die Übergabe des Bootshauses für die Kanuten und Ruderer. Zur feierlichen Einweihung erschienen neben den politischen Kadern rund 400 Kanusportler aus der gesamten DDR. Das Bootshaus wurde in einer Bauzeit von vier Jahren errichtet, wobei dies hauptsächlich im Rahmen von NAW-Stunden geschah. Das Haus bot Platz für 120 Boote und verfügte über einen Dusch- und Waschbereich mit Kalt- und Warmwasser sowie einen Klubraum.
Im Rahmen des Kirschfestes wurde der Bevölkerung ein attraktives Kulturprogramm geboten. Zu diesem Zweck gastierten am 08. Juli die in der DDR bekannten Komiker Herricht und Preil in Naumburg. Begleitet wurde die Veranstaltung durch das Orchester Fips Fleischer. Geleitet wurde die von tausenden Menschen besuchte Veranstaltung von Günter Krause.
Anfang Juli eröffnete in der Poststraße in Höhe des Friedensplatzes in einer ehemaligen Gaststätte eine Kinderkrippe. Die 11 Räume waren zuvor entsprechend renoviert und hergerichtet worden, was wie damals üblich hauptsächlich im Rahmen des Nationalen Aufbauprogramms durch Mitarbeiter staatlicher und städtischer Betriebe geschah.
Im Rahmen der Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum wurden im Frühjahr im Spechsart 48 Wohneinheiten bezogen. Des weiteren wurde im Verlauf des Jahres ein weiterer Wohnblock mit 40 Wohnungen fertiggestellt. Ebenso sind drei weitere Wohnblocks mit 36, 24 und 24 Wohneinheiten im Rohbau fertiggestellt wurden. Ferner wurde damit begonnen zwischen Raschstraße und Dimitroffstraße (heute Friedrich-Nietzsche-Straße) vier weitere Wohnblocks zu errichten.

1963

Starker Frost im Dezember 1962 und Januar führten dazu, dass sich auf der Saale eine bis zu 40 cm dicke Eisschicht gebildet hatte. In der Folge staute sich im März, nach erfolgtem Tauwetter, ein rund 200 Meter langes Eisfeld an der Almricher Brücke und drohte diese einzureißen. Da trotz intensiver Bemühungen die Gefahr nicht gebannt werden konnte, mussten die Eisschollen durch die Hilfe von Soldaten der Roten Armee gesprengt werden.
Ebenso kam es aufgrund der Frostperiode zu erheblichen Problemen bei der Versorgung der Bevölkerung mit Brennstoffen und Strom. In der Folge wurde die Bevölkerung aufgefordert Strom zu sparen. Ferner beschloss der Rat der Stadt die Verkürzung der Öffnungszeiten von Gaststätten sowie zahlreicher Dienstleistungseinrichtungen wie Friseuren und sonstiger Handelseinrichtungen. Darüber hinaus wurde die Schließung des Puppentheaters und des Museums umgesetzt.
Der Rat der Stadt wurde in seiner Sitzung Mitte Januar darüber in Kenntnis gesetzt, dass in diesem Jahr 430 Kühlschränke, 615 Waschmaschinen, 157 Pkw sowie 1.460 Fernseher für die Bewohner der Stadt zur Verfügung gestellt werden sollen.
Fünf Jahre nach seiner Gründung hat das Puppentheater der Stadt insgesamt 1.089 Vorstellungen gegeben zu welchen 224.400 Besucher kamen.
Am Sonntag den 07. Juli trafen sich 36 Fahrer zum ersten K-Wagen-Rennen in der Stadt. Rund 3.500 Zuschauer säumten die 820 Meter lange Rennstrecke zwischen Kramerplatz, Neustraße, Gutenbergstraße und Salzstraße. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Finallaufes betrug 56 km/h.
Anfang September wurde im heutigen Stadtpark die umgestaltete Mahn- und Gedenkstätte der Opfer des Faschismus feierlich eingeweiht. Die bronzene Hauptfigur, eine überlebensgroße Frau mit Kind an der Hand wurde durch Gerhard Lichtenfeld geschaffen und durch die Berliner Gießerei Seiler & Siebert gegossen. Die an drei Betonstelen angebrachten Reliefs stammen von Martin Wetzel. Nach der friedlichen Wende und der Umgestaltung des Stadtparkes wurde die Figuren und die drei Reliefs umgesetzt und befinden sich seit dem vor dem Park.
Mitte Oktober öffnet im Haus des Volkes (Reichskrone) eine neue Gaststätte und Cafe. Im Laufe des Jahres wurde sodann die Produktion von Speiseeis aufgenommen, welche die umliegenden Gaststätten im Kreisgebiet ganzjährig mit Eis versorgte. Im Frühjahr 1964 eröffnete im Haus des Volkes sodann noch eine Milchbar.
Zum 31. Dezember, letzte Produktion am 17. Dezember, wurde die Schokoladen- und Mokkabohnenproduktion im VEB Saaleck Werk Naumburg eingestellt. Mit Wirkung vom Folgetag ging das Werk Naumburg an die Schuhfabrik "Banner des Friedens" Weißenfels und produzierte sodann, nach Umbau und Schulung der Mitarbeiter, Schuhe.

1964

Bereits 1 1/2 Monate nach dem Auslaufen der Schokoladenproduktion begann Anfang Februar in den selben Räumen bereits die Produktion von Schuhen.
Im September traf der Kölner Dom den Naumburger Dom. Grund hierfür waren Vorsatzmodelle die Kameraleute nutzten, um im Domquartier den Film Karl Marx (ursprünglicher Arbeitstitel; später Год как жизнъ (God kak zhizn), "Year as Long as Life"-englischer Titel) zu drehen. Dabei wurden von rund 500 Kleindarstellern die Ereignisse der Revolutionäre in den Jahren 1848/49 in Köln dargestellt. Regie führte der sowjetische Regisseur Professor Grigori Roschal.
Mit Einführung der Postleitzahlen in der DDR zum 01. Oktober erhielt die Stadt Naumburg die Postleitzahl 48. Im Jahre 1979 wird diese aufgrund der maschinellen Bearbeitung um zwei Nullen auf 4800 erweitert.

1965

Den Namen Louis Fürnberg erhielt die Naumburger Stadt- und Kreisbibliothek. Ebenso wurde am 05. Juli die 5. Oberschule in Jan Hus umbenannt.
Im September und Oktober fanden in Naumburg die Dreharbeiten für das Kriminalstück "Hände hoch, oder ich schieße" statt, wobei die Dreharbeiten ausschließlich auf dem Markt (damals Wilhelm-Pieck-Platz) stattfanden. Unter der Leitung von Hans Joachim Kasprzik kamen Rolf Herricht, Evelyn Cron, Hans-Joachim Preil, Gerd E. Schäfer, Herbert Köfer, Eberhard Cohrs, Manfred Uhlig, Agnes Kraus und viele andere Darsteller nach Naumburg. Eine Ausstrahlung des Filmes erfolgte erstmalig im Jahre 2009 im Naumburger Kino Cineplex, da der Film der Zensur der DDR zum Opfer fiel.

1967

Am Zusammenfluss von Unstrut und Saale im Blütengrund wird das Naumburger Naturschwimmbad eröffnet.

1970

Nach 55 Jahren wird am 29. August im Siedlungsviertel wieder ein Schulneubau in Naumburg feierlich eröffnet. Die Schule welche Anfangs rund 650 Kinder besuchten, erhielt den Namen Juri Gagarin, dem ersten Menschen welcher mit einer Rakete ins Weltall geschossen wurde. Mit dem Ende des Schuljahres 2006/2007 wurde die Schule Mitte Juli 2007 geschlossen.

1974

Bau einer Versorgungseinrichtung für ein Wohngebietes im Norden der Stadt. Des weiteren wird aufgrund der zahlreichen Touristen eine Stadtinformation am Lindenring eingerichtet.
Nach gut zwei Jahren Bauzeit wird am 05. Oktober am Linsenberg eine Schwimmhalle feierlich der Bevölkerung übergeben. Nunmehr konnte auch in Naumburg wieder regelmäßig Schwimmunterricht durch die Schulen erteilt werden. Die Einrichtung verfügte neben einen 25x12,5 Meter Schwimmerbecken über einen Nichtschwimmerbereich, Wannenbäder und eine Sauna. Nach der Eröffnung des Freizeitbades Burgenlandbad Naumburg (Bulabana) am Flemminger Weg im Juni 2001 wurde die Schwimmhalle am Linsenberg geschlossen.

1977

Am Linsenberg wird das Klubhaus der Werktätigen des VEB Metallwaren Naumburg feierlich eingeweiht.

1978

Die Stadt begeht ihren 950. Geburtstag. Aus Anlass der Feierlichkeiten wurde die Straße der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft (heute wieder Jakobsstraße) seit 1977 in eine Fußgängerzone umgewandelt. Des weiteren erhielten viele der angrenzenden Häuser einen neuen Anstrich, welcher jedoch nur kurze Zeit hielt und alsbald abbröckelte.
Im Rahmen der Feierlichkeiten gastiert die Rockgruppe City auf dem Wilhelm-Pieck-Platz (heute Markt).
In der Nähe des Bahnhofs wird über die Bahngleise eine neue Straßenbrücke errichtet.

1981

Baubeginn für das Wohngebiet Völkerfreundschaft (heute Schreberstraße) am Rande der Stadt. Insgesamt entstehen zwölf Wohnblöcke für 2.000 Einwohner.

1981

Am Freitag den 02. September gegen 16:50 Uhr machte der historische Orientexpress kurz Station auf Gleis 4 des Naumburger Hauptbahnhofes. Grund für den Halt während der Fahrt des Zuges durch die DDR war das Umspannen der Dampflok sowie das Nachfüllen von Wasser für den Dampfbetrieb.
Im Dezember zogen die ersten 90 Familien in die in der Straße der Völkerfreundschaft (heute Schreberstraße) errichteten Plattenbauten.

1983

Am 26. Juli besuchte der damals amtierende Bayrische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß zusammen mit seiner Ehefrau den Naumburger Dom und wurde dabei von einer rund 200 bis 300 Personen zählenden Menschenmenge empfangen.

1986

Am Flemminger Weg beginnt die Errichtung neuer Wohnblocks. Bis Anfang der 90er Jahre entstehen elf Blöcke mit 350 Wohneinheiten. Das Wohngebiet erhält den Namen Nove-Zamkyer-Straße (heute Am Holländer). Nachdem die örtliche Wohnungsgesellschaft GWG die Blöcke immer mehr verfallen ließ, wurden 7 Blöcke nach dem Zwangsauszug der Mieter im Jahre 2004 abgerissen.

1987

Beginn der umfassenden Sanierung an einem der ältesten Gebäude der Stadt (Hohe Lilie). Dabei werden wertvolle Steinmetzarbeiten und Malereien entdeckt. Nach Sicherung der Entdeckungen kommen die Arbeiten am Haus zum Erliegen und werden erst 1992 wieder aufgenommen.
In der Stadt, insbesondere am Steinweg drehte die Deutsche Film AG (Defa) eine siebeteilige Serie über das Leben von Carl Zeiss und Ernst Abbe sowie die Entwicklung von einer kleinen Werkstatt zu einem Unternehmen mit Weltruf. Zu diesem Zweck mussten zahlreiche Häuser am Steinweg sowie in der Mariengasse für die entsprechenden Zeiten umgestaltet werden. Die Hauptrollen wurden durch Alfred Müller (Carls Zeiss) und Jürgen Reuter (Ernst Abbe) dargestellt. Die Erstausstrahlung im Fernsehen der DDR erfolgte am 08. Oktober 1989 unter dem Namen "Die gläserne Fackel".

1988

Abschluss einer Städtepartnerschaft am 30. Mai 1988 zwischen Naumburg und der Stadt Aachen aus der Bundesrepublik Deutschland in Aachen.

1989

Zum 40. Jahrestages der DDR wurde im Neubaugebiet Nove-Zamkyer-Straße (heute Am Holländer) eine neue Kaufhalle eröffnet. Auf 150 m² wurden durch den Konsum Waren des täglichen Bedarfs angeboten. Dennoch konnte mit dieser Eröffnung die mangelhafte Versorgung der Bevölkerung nicht gemindert werden. Auch die immer öfter geschlossenen Geschäfte in der Stadt sind ein Thema mit dem sich die Stadtverordneten wiederholt beschäftigten.
Wegen der immer mehr zunehmenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung kommt es, wie in allen Teilen der DDR zu zahlreichen Demonstrationen die letztendlich mit dem Rücktritt der Regierung enden. Die größte derartige Demonstration fand am 04. November statt. An ihr beteiligten sich tausende Naumburger. Sie forderten unter anderen freie und geheime Wahlen sowie Reisefreiheit. Gleichzeitig verschlechterte sich auch die medizinische Versorgung im Kreis erheblich, da bis Ende Oktober 12 Ärzte und 33 Angehörige des mittleren medizinischen Personals den Kreis verlassen hatten. Am 19. November kamen erneut hunderte Menschen zusammen, um für mehr Freiheiten zu demonstrieren. Die dritte große Demonstration fand am 15. Januar 1990 statt.

1990

Die Partnerstadt Aachen lud vom 12. bis 14 Januar 200 Naumburger ein, die alte Kaiserstadt zu besuchen. Die Reise wurde von Aachener Geschäftsleuten gesponsert. Da sich auf den Aufruf zahlreiche Naumburger meldeten wurden 185 der 200 Plätze öffentlich ausgelost. An der Lotterie beteiligten sich über 3.000 Naumburger.
Sieger der Kommunalwahl am 06. Mai wurden die CDU und die Freien Demokraten. Die CDU erreichte bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung 73,7 Prozent, die Freien Demokraten 17,3 und die SPD 16,1 Prozent. Bei den Wahlen zum Kreistag kam die CDU auf 32,36, die Freien Demokraten auf 17,4 und die SPD auf 15,0 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 73,7 (Stadt) sowie bei 78,3 Prozent bei der Kreistagswahl. Als Bürgermeister wurde Curt Becker (CDU) und als Landrat Werner Hütter (CDU) vorgeschlagen. Der Stadtrat wählte sodann Curt Becker am 05. Juni zum neuen Bürgermeister (Amtsantritt 01. September).
Die Unternehmer Henning Rauchbach und Ernst Jaeger sowie der Aachener Bauunternehmer G. Quadflieg tun sich am Anfang des Jahres zusammen und gründen am 02. Mai die Naumburger Baugesellschaft mbH.
14 Jugendliche kommen am 05. Juni zusammen, um die Jugendwehr der Freiwilligen Feuerwehr Naumburg zu gründen.
Am 01.Juli bildeten sich bei der Sparkasse und vor dem Reisebüro lange Schlangen. Grund ist die Währungsreform bei der die Mark der DDR in Deutsche Mark umgetauscht wird. Gleichzeitig nutzten viele Bewohner den Tag dazu sich die neuen Waren in den Geschäften anzusehen.
Auch die Handelsstruktur in der Stadt ist durch die politische und wirtschaftliche Wende im Umbruch. So werden die Geschäfte der HO durch die Treuhand zum Kauf angeboten Am Schlachthof in der Roßbacher Straße eröffnete Otto Bauer im September eine Fleischerei. Im Flemminger Weg eröffnete ein Schnäppchenmarkt der so beliebt ist, das man bis zu zwei Stunden Wartezeit in Kauf nimmt, um den Laden betreten zu können. Des weiteren schloss der Bürgermeister mit dem Handelsunternehmen Plus einen Vertrag über den Bau zweier Verkaufsstellen in der Jenaer Straße und in der Weichau.
Am 03. September wird in der Thomas-Münzer-Straße das Lepsiusgymnasium eröffnet. Es bietet Platz für 220 Gymnasiasten und 20 Lehrer. Genutzt wird das Objekt der ehemaligen Oberschule die 1986 in ein Pionierhaus umgewandelt worden war.
Einen Tag später hielt eine Postkutsche aus dem Jahre 1890 vor dem Naumburger Postamt. Die Post feierte damit das Jubiläum 500 Jahre Post. Die Kutsche fuhr dabei die alte Poststrecke Berlin Frankfurt am Main nach. An Bord der Postkutsche befanden sich die Postminister Dr. Christian Schwarz-Schilling (BRD) und Dr. Niederhoff (DDR).
Der Tag der Wiedervereinigung (03.Oktober) wurde auch in Naumburg mit einen großen Fest begangen. Dazu versammelten sich zahlreiche Einwohner der Stadt auf den Marktplatz und ließen ihrer Freude freien Lauf.
Geschlossen wurde zum Ende des Jahres der zur Handelsorganisation Konsum gehörende Getränkebetrieb an der Thainburg. 40 Mitarbeiter verloren durch die Maßnahme ihre Arbeit.

1991

Mehrfach befasste sich der Gemeinderat mit der Umbenennung von Schulen und Straßen. Dabei wurde zu einigen Rückbenennungen teilweise kontrovers diskutiert. Neben der Umbenennung der Otto-Grotewohl-Oberschule in Humboldtschule, der Wilhelm-Pieck-Oberschule in Albert-Schweitzer-Schule, der Fritz-Weineck-Oberschule in Salztorschule und der Johannes-R.-Becher-Oberschule in Marienschule wurden auch zahlreiche Straßen rück- bzw. umbenannt.

Alfred Meißner-Straße in Burgstraße
Clara-Zetkin-Straße in Gottlieb-Friedrich-Klopstock-Straße
Dr.-Arthur-Samter-Straße in Parkstraße (wurde verlängert)
Ernst-Thälmann-Straße in Friedrich-Fröbel-Straße
Friedensplatz in Jägerplatz
Friedrich-Ebert-Straße in Jägerstraße
Friedrich-Engels-Platz in Barbaraplatz
Friedrich-Engels-Straße in Am Kalten Tal
Georgi-Dimitroff-Straße in Friedrich-Nietzsche-Straße
Hans-Lessing-Straße in Johann-Gottlieb-Fichte-Straße
Heinrich-Bethge-Straße in Theodor-Körner-Straße
Hellemmes-Liller-Straße in Franz-Ludwig-Rasch-Straße
Karl-Liebknecht-Straße in Graf von Stauffenberg-Straße
Karl-Marx-Straße in Seminarstraße (ursprünglich Aachener Straße geplant)
Käthe-Kollwitz-Straße in Luisenstraße
Maxim-Gorki-Ring in Jakobsring
Nove-Zamkyer-Straße in Am Holländer
Paul-Heese-Straße in Michaelisstraße
Platz der Einheit in Theaterplatz
Rudolf-Breitscheid-Straße in Barbarastraße
Straße der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft in Jakobsstraße
Straße der FDJ in Rainweg
Straße der Jugend in Markgrafenweg
Völkerfreundschaft in Schreberstraße
Wilhelm-Pieck-Platz in Markt
Willy-Lohmann-Straße in Salzgasse

Von der Stadt übernommen, wurde im April die Naumburger Straßenbahn. Aufgrund des schlechten Zustands der gesamten Anlagen kam es später zur endgültigen Stilllegung (1992), da die Bahn nicht rentabel zu betreiben war.
Feierlich übergeben wurde am 09. April die erste Ampelanlage der Stadt. Sie befindet sich an der Kreuzung Weißenfelser Luxemburger Straße.
Für 3.000 Mark kauft die Stadt von den Erben des letzten Scharfrichters das Richtschwert. Diese hatten zuvor Rückgabeansprüche geltend gemacht.
Nach 45 Jahren Zwangspause findet Anfang des Jahres die Neugründung der Schützengilde statt.
Auf Initiative der Stadt wird im Mai mit der Bundesregierung vereinbart, dass die Stadt in das Modellvorhaben Stadtbauförderung aufgenommen wird (Modellstadt Naumburg).
Zum 01. Juli werden die bisher selbstständigen Gemeinden Neidschütz und Boblas nach Naumburg eingemeindet. Im Oktober folgen die Gemeinden Beuditz, Meyhen und Wettaburg.
Nach 43 Jahren erzwungener Abwesenheit kehrt die Maschinenfabrik Gehring wieder nach Naumburg zurück. Möglich wurde dies durch den Kauf von Produktionshallen an der Weißenfelser Straße (heute über die Gehringstraße angebunden).
Zum 01. Oktober steigen aufgrund gesetzlicher Vorgaben die Kaltmieten um das Drei- bis Fünffache.
Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage gaben sich nur noch 158 Paare vor dem Standesamt das Ja-Wort (Vorjahr 400). Ferner sank die Rate der Geburten auf 451 (Vorjahr 635).

1992

Die Stadt beginnt mit dem Ausbau der Fischgasse 11 zu einem Jugendzentrum. Träger des Hauses sind sieben selbständige Jugendverbände und der Stadtjugendring.
Nach umfangreichem Umbau wird das ehemalige Puppentheater als Kleine Bühne wieder eröffnet.
Die Treuhand gibt den Betrieb der Naumburger Straßenbahn in die Hände der Stadt. Aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit wird deren Betrieb wenig später eingestellt und ein Teil der Gleise mit einer Bitumenschicht überzogen (Weimarer Straße).
Nach der Rückbenennung zahlreicher Straßen werden diese mit neuen Emailleschildern ausgeschildert. Diese sind ein Geschenk des Kreises Ravensburg und haben einen Wert von rund 60.000 DM.
Im April des Jahres werden zwei weitere Gemeinden nach Naumburg eingemeindet (Flemmingen, Neuflemmingen).
Nach umfassender Sanierung wird das Rathausportal wieder seiner Bestimmung übergeben. Jedoch zeigen sich nach kurzer Zeit bereits schwere Schäden an dem restaurierten Portal. Weiterhin geht die Neugestaltung des Marienplatzes voran.
Zum ersten Mal findet auf der Vogelwiese eine Verbraucherschau mit 190 Ausstellern statt.
Ein trauriger Anlass ist die erste Zwangsräumung eines Arbeitslosen in der Bürgergartenstraße nach der Wende (Mai).
Punkt 09:53 am 31. Mai fuhr der erste planmäßige IC in Naumburg vom Bahnsteig ab. Naumburg ist damit an das IC-Netz der Bahn angeschlossen worden.
Im Juni verlassen die letzten 38 Panzer der russischen Streitkräfte die Stadt. Am 24. Juli werden die letzten Soldaten der sowjetischen Streitkräfte auf dem Marktplatz im Beisein zahlreicher Bürger feierlich in ihre Heimat verabschiedet.
Am 09. September des Jahres wird das Oberlandesgericht des Landes Sachsen-Anhalt offiziell seiner Bestimmung übergeben. Der Sitz ist vorläufig noch am Markt. Später findet ein Umzug in einen Behelfsbau statt, ehe nach der Sanierung des alten Gebäudes, es wieder am angestammten Platz seiner Arbeit nachgehen kann. Um die Verbindung der Beziehung der Rechtsprechung mit den Bürgern der Stadt zu verdeutlichen und die Justiz für alle Interessenten zu öffnen, fand am 30. September 1992 das erste Mittwochsgespräch statt.
Die Stadt gründet durch den Abschluss eines Gesellschaftsvertrages die Technischen Werke Naumburg GmbH.
Im Dezember erfolgt die Sperrung des Aufganges zur Türmerwohnung wegen dessen desolaten Zustandes. Dieser soll bei der geplanten Sanierung abgerissen und neuaufgebaut werden.

1993

Am 11. Januar kommt es zum Ausbruch eines wegen schweren Raubes verurteilten aus der JVA. Der Mann hatte zuvor die Gitterstäbe durchgesägt und sich anschließend mittels eines aus seiner Decke gedrehten Seiles auf ein Zwischendach abgeseilt. Im Anschluss daran überwand er noch eine Mauer.
Der Stadtrat beschließt die Umgestaltung des Stadtparks. Die vorhandenen Betonsockel werden durch einen Brunnen ersetzt. Die vorhandenen Mahnmale erhalten am Parkeingang Lindenring ihren neuen Platz.
Umgestellt wird im Laufe des Jahres die Naumburger Gasversorgung. Nunmehr werden 10.000 Haushalte mit Erdgas versorgt.
Mit 50 zu 20 Gegenstimmen beschließt der Landtag Sachsen-Anhalt die Gründung des Burgenlandkreises aus den Altkreisen Naumburg, Nebra und Zeitz, wobei Naumburg als Kreisstadt fungieren soll. Hieraufhin kommt es zu zahlreichen Protesten der Zeitzer Bevölkerung die einen eigenen Kreis favorisieren. Die Gemüter beruhigen sich jedoch schnell wieder.
Anfang Juli wird aus 4800 die neue fünfstellige Postleitzahl 06618. Grund sind die doppelt vorhandenen Zahlen nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 03. Oktober 1990.
Eine Boeing trägt ab sofort den Namen der Stadt in alle Welt. Die Taufe wurde durch die Ehefrau des Oberbürgermeisters Doris Becker in Frankfurt am Main vollzogen.
Aufgrund der immer schlechteren finanziellen Lage der Straßenbahn und des schlechtes Zustandes der Gleise und des Fuhrparkes wurde der reguläre Fahrbetrieb eingestellt.
Der erste Eiswein der hiesigen Region wurde am 21. November bei minus acht Grad Celsius geerntet. Die 500 kg Trauben mit einem Mostgewicht von 161 Grad Oechsle ergaben rund 100 Liter Eiswein.
Rege Bautätigkeit herrscht 1993 in der Stadt. So wurden unter anderem eine neue Grundschule am Frauenplan errichtet, die Salzstraße als Fußgängerzone umgebaut, Richtfest für die neue Kläranlage gefeiert, die Sanierung der Generalstaatsanwaltschaft am Theaterplatz abgeschlossen, in der Herrenstraße ein 1.000 m² großes Herren- und Damenmodehaus eröffnet, in der Weißenfelser Straße ein 6.000 m² großer Einkaufsmarkt errichtet und Richtfest in der Hohen Lilie gefeiert. Ferner begann mit der Demontage der Hildebrandtorgel deren Restaurierung.

1994

Starke Niederschläge ließen Mitte April den Saalepegel innerhalb von 24 Stunden um 1,10 Meter ansteigen. In der folgenden Zeit stieg das Wasser immer höher und erreichte fast die Deichkrone, welche den Ortsteil Schellsitz schützt. Der 4,3 km lange Deich wurde durch zahlreiche Helfer mit 15.000 Sandsäcken verstärkt. Aufgrund der bestehenden Gefahren mussten 30 Einwohner des Ortsteils evakuiert werden. Die Landwirtschaft verzeichnete durch das Hochwasser Schäden in Höhe von 10 Millionen DM. Mit 6,38 Metern wurde am 15. April am Pegel Grochlitz ein neuer Wasserrekordstand der Saale aufgezeichnet.
Durch den Zusammenschluss der Altkreise Nebra, Naumburg, Zeitz entsteht ein neuer Kreis, welcher den Namen Burgenlandkreis erhält. Nach langer Diskussion entscheidet man sich für Naumburg als Kreisstadt.
Nach dreijährigen Umbau und Restaurierung eröffnet im Weingarten 18 das Nietzsche-Haus als Museum.
Am 06. Mai wurde in Hof der 430 km lange Saaleradwanderweg feierlich eröffnet. daran beteiligt war auch eine Delegation aus Naumburg.
Mit 55,8 Prozent wird am 13. Juni Curt Becker für die nächsten sieben Jahre zum Bürgermeister gewählt.
Nachdem am 07. September der Steinweg zur Fußgängerzone umgewandelt wurde, verfügt die Stadt nunmehr über einen durchgängigen Fußgängerbereich zwischen Theaterplatz und Dom.
Am 01. Dezember wurde der neu errichtete Busbahnhof am Hauptbahnhof der Öffentlichkeit übergeben. Die Baumaßnahme kostete 1,3 Millionen DM und wurde zu 75 Prozent gefördert.
Des weiteren kommt es während des Jahres zur Eingemeindung der Orte Kleinjena (Juni), Eulau (April), Großjena (Juni), Roßbach (Juni) und Großwilsdorf (Juni) nach Naumburg.

1995

Am 12. April des Jahres erfolgt die Grundsteinlegung für den Neubau einer Sporthalle des Domgymnasiums in der Seminarstraße. Die 6,8 Millionen DM teure Halle hat eine nutzbare Fläche von 45x27 Meter und bietet gleichzeitig drei Schulklassen die Möglichkeit den Sportunterricht zu betreiben.
Mit einem weinroten VW-Golf und dem Messgerätetyp Mesta 208 beginnt die Stadt in Eigenregie Geschwindigkeitsmessungen durchzuführen. Hierzu wurden in der Stadt insgesamt 29 Messpunkte ausgewählt an denen dies geschehen soll.
Mit Naumburg-Henne, Schellsitz, Großjena/Blütengrund und Weinberge wurden die letzten Ortsteile an das Trinkwassernetz der Stadt angeschlossen. zuvor versorgten sich die 569 Einwohner aus eigenen Brunnen.
Am Lindenring wurde im Juni des Jahres damit begonnen das ehemalige Gasthaus Zur Post zu einen Tagungszentrum umzubauen. Die Sparkasse investiert in dieses Projekt 2,5 Millionen DM, wobei die Stadt sich für Jahre und zu einem hohen Mietpreis in das Gebäude einmietet. Dies führt in den Folgejahren aufgrund immer knapperer finanzieller Mittel zu immer mehr Kritik.
Im Rahmen der Sanierung der Wenzelskirche wurde im Juni nach 126 Jahren die Turmkugel geöffnet. Zum Vorschein kamen neben Münzen und Urkunden auch Fotografien aus der Zeit der letzten Öffnung. Am 13. September wurde die Kugel wieder verschlossen und mit weiteren Zeitzeugen auf der Spitze der Kirche befestigt.
Nach über dreijähriger Sanierung wurde am 09. September im Beisein der Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Jutta Limbach in einem Festakt das Oberlandesgericht seiner Bestimmung übergeben. Bis 1992 wurde das vom Baumeister Fritz Hoßfeld erbaute Gebäude durch die sowjetische Armee genutzt.
38 Millionen DM flossen in den Neubau eines Bettenhauses und einer ambulanten Versorgungsstadion am Standort des Krankenhauses in der Humboldtstraße. Dieser wurde mit einem Festakt am 29. Oktober seiner Bestimmung übergeben. Gleichzeitig stellte die Landesministerin für Arbeit, Soziales und Gesundheit weitere 22 Millionen DM für den weiteren Ausbau des Krankenhauses in Aussicht.

1996

Ende Januar (26.) wurde der Kreisverwaltung Burgenlandkreis der neue Verwaltungskomplex in der Schönburger Straße übergeben. In nur 18 Monaten Bauzeit wurden aus Häusern der alten Hindenburgkaserne zwei moderne Gebäude die mittels Verbindungsbau miteinander verknüpft worden sind und über rund 130 Büroräume verfügen.
Am 26 Februar begann der Abbau der Hennenbrücke. An ihrer Stelle erfolgte im Laufe des Jahres ein Neubau, welcher am 20. Dezember feierlich für den Verkehr frei gegeben wurde. Die neue Brücke ist drei Meter breiter und länger als ihr Vorgängerbau und bietet nunmehr mehr Sicherheit vor allen für Fußgänger. Während des Abrisses der alten Brücke wurden auf dem Saalegrund vier Goliathpanzer entdeckt. Diese sollten mit jeweils bis zu 100 kg Sprengstoff beladen am Ende des Zweiten Weltkrieges die Brücke zerstören. Dies wurde jedoch vom Direktor der Hennenbrauerei Georg Peruker verhindert.
Am Wenzelsring wurden im März die alten Gebäude des VEB Glühlampenwerkes NARVA abgerissen. An ihrer Stelle errichtete ein Investor ab April einen Seniorenstift für rund 35 Millionen Mark.
Anfang März ging die neue Kläranlage in der Nähe des Ortsteils Schellsitz offiziell in Betrieb. Täglich können 7.000 Kubikmeter Abwasser verarbeitet werden, wobei 90 Prozent dem Wasserkreislauf zurückgeführt werden. Die bei der Aufbereitung des Abwassers entstehenden Gase werden zur Energieerzeugung verwendet.
Erstmals wurde ab 19. April das Altstadtfest in der Innenstadt ausgerichtet.
Nachdem die Künstlerin bereits 1988 den Auftrag erhielt, die Finanzierung aber erst 1992 gelang, wurde am 17. Juni der Taubenbrunnen auf dem Topfmarkt feierlich eingeweiht.
Am 17. Juli übertrug die ARD ihr Nachrichtenmagazin Tagesthemen live vom Naumburger Marktplatz.
Offiziell übergeben wurde Mitte Juli durch den OB Curt Becker das neue Stadtarchiv am Kramerplatz. Auf rund 400 Quadratmetern können unter besten klimatischen Bedingungen nunmehr die historischen Bestände aufbewahrt werden. Daneben steht ein großer Lesesaal zur Verfügung. Die Kosten in Höhe von 2,3 Millionen Mark wurden aus Städtebaufördermitteln beglichen.
Im August begann die Sanierung von gut 120 Metern Stadtmauer an der Landskrone. Die Steine wurden dabei mit einer Kalkabschlemmung zum Schutz der Steine versehen, was in Teilen der Bevölkerung für Verärgerung sorgte.
22 Millionen Mark kostete bisher die Sanierung der Kadette in der Kösener Straße. Neben der Sanierung im Gebäude, erfolgten auch umfangreiche Arbeiten an den Außenseiten.
Am 09. Oktober trat die Richterin Gertrud Neuwirth die Nachfolge von Professor Jürgen Goydke als Präsidentin des Oberlandesgerichts an. Herr Goydke war erster Präsident des OLG nach der Wende.
Zum ersten Mal wurde am 19. Oktober der Friedrich-Nietzsche Preis vergeben. Preisträger der Auszeichnung war Professor Wolfgang Müller-Lauter, welcher sich mehr als 20 Jahre mit dem Leben und Wirken Friedrich-Nietzsches beschäftigt hatte.

1997

Nach der Sanierung alter Kasernengebäude an der Weißenfelser Straße wurden diese als Sonderschule für geistig behinderte Kinder umgebaut und am 23. Januar deren Nutzern feierlich übergeben. In der Schule, welche den Namen der Puppengestalterin Käthe Kruse trägt, können 85 Kinder unterrichtet und betreut werden.
Nach umfassenden Umbauten wurde Anfang Februar am Lindenring das Naumburg-Haus eröffnet. Die Eigentümerin hat der Stadt Naumburg das Objekt zunächst für acht Jahre für monatlich 17.000 Mark vermietet. Aufgrund der hohen Mietkosten kam es im Laufe der Zeit immer wieder zu Konflikten im Gemeinderat. Die Stadt nutzte das Objekt als Kultur- und Tagungszentrum. Im Jahre 2007 ging das Gebäude an einen neuen Eigentümer über welcher es in sein am dortigen Ort befindliches Hotel eingliedert.
In der Salzstraße wurde Ende Februar das Citykaufhaus eröffnet. In dem Gebäude befinden sich neben zahlreichen Geschäften und Dienstleistungsunternehmen auch Wohnungen und eine Tiefgarage.
Eine seit dem Jahre 1527 bestehende Tradition endete Ende März, als nach 17 Jahren die letzte Türmerin Angelika Thee die Wohnung im Wenzelsturm verlassen musste. Zwar wurde die Türmerwohnung in der Folge saniert, jedoch von der Stadt nicht wieder vermietet.
Nach 60-jähriger Abwesenheit kehrte die Heilsarmee mit einen Korps nach Naumburg zurück.
Am 06. Mai wurde am Hauptbahnhof Richtfest für ein neues Gebäude gefeiert was neben verschiedenen gastronomischen Einrichtungen auch das hiesige Arbeitsamt aufnehmen soll. Ende September wurde das rund acht Millionen DM teure Objekt eines Neunkircheners Investors übergeben.
Der Naumburger Ortsteil Roßbach beging Anfang Juni sein 800-jähriges Bestehen. Neben zahlreichen Feierlichkeiten fand auch ein Umzug durch den Ortsteil statt.
Nach über 25 Stunden ist am 15. Juni in der Justizvollzugsanstalt Naumburg eine Geiselnahme durch ein Sondereinsatzkommando unblutig beendet worden. Dieses überwältigte den Exlegionär Hans Hendrick Brauser, welcher zuvor einen Vollzugsbeamten als Geisel genommen hatte.
Vorgestellt wurden Anfang Juli die geplanten Umbauarbeiten am künftigen Arbeitsgericht in der Nordstraße. Der Umbau soll unter der Berücksichtigung des Denkmalschutzes erfolgen und kostet rund 1,7 Millionen DM.
Ende August eröffnete direkt am Bahnhof ein neu errichtetes Hotel (Kaiserhof) seine Pforten. Das Hotel verfügt über 160 Betten, einen Fitnessbereich sowie drei Tagungsräume. Zuvor befand sich an dieser Stelle ein Milch verarbeitender Betrieb, welcher zuvor abgerissen worden war.
Im November wurden am Heinrich-von-Stephans-Platz die Umbauarbeiten zu einem Kreisverkehr begonnen. Um die Kosten gering zu halten, wurden die alten Fahrbahnen so gut es geht weiter genutzt. Der Bau des Kreisverkehrs mit einen Außendurchmesser von 40 Meter kostet der Stadt und dem Straßenbauamt Halle rund 250.000 DM.
Am 03. Dezember schlug der Winter mit aller Macht in der Region Naumburg zu. Die Stadt war nahezu den ganzen Tag von außen nicht zu erreichen. Erst gegen Abend normalisiert sich die Situation allmählich.
Im Beiseins des Finanzministers von Sachsen-Anhalt wurdr am 08. Dezember in der Oststraße das neue Gebäude des Finanzamtes feierlich übergeben. Das Finanzamt nutzt dabei ein umfassend saniertes Gebäude der alten Barbarakaserne.
Das Standesamt der Stadtverwaltung zählte 121 Hochzeiten was einen Rückgang um 9 Hochzeiten zum Vorjahr darstellte.

1998

Nach einer Gesetzesänderung durch die Landesregierung im Januar 1998 erhielt die Stadt mehr Befugnisse. So wäre es ihr nunmehr gestattet in Eigenregie Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen. Darüber hinaus nimmt die Stadt nunmehr die Aufgaben der unteren Bauaufsichtsbehörde war.
Nur gut acht Monate nach der letzten kam es am 23. Februar erneut zu einer Geiselnahme in der JVA Naumburg. Ein Sondereinsatzkommando beendete nach mehreren Stunden die Geiselnahme und befreite die zwei Geiseln. Dabei erlitt der Geiselnehmer eine Platzwunde am Kopf, während die Geisel und das sonstige Personal unverletzt blieben.
Im März erfolgte in Leipzig der Guss der Klingerskulptur "Abundantia". Die Figur wurde am 25. Juni am Oberlandesgericht aufgestellt. Bis zur Verwirklichung des Vorhabens gingen aufgrund der geschichtlichen Ereignisse 82 Jahre ins Land. Max Klinger entwarf die Bronzeskulptur, welche die Stadt dem Oberlandesgericht schenken wollte. Der Guss der Abundantia war nur durch eine Spendenaktion, bei der rund 100.000 Mark zusammen kamen, möglich geworden. Auch die Skulptur "Klingers Athlet" kehrte am 15. April zurück auf ihr Podest im Klingerweinberg in Großjena. Die Skulptur aus Bronze war zuvor in Leipzig aufwendig restauriert worden.
Mitte Mai war am Wendeplan Baubeginn für die Errichtung von 32 altersgerechten Wohnungen mit einer Wohnungsgröße von 48 und 56 m². Zuvor musste die Fläche von teils eingefallenen Bauwerken beräumt werden. Entstanden sind auf einer Fläche von 2.000 m² drei- und viergeschossige Häuser die teilweise über Fahrstühle verfügen.
Nachdem im Vorjahr Testmessungen stattfanden, begannen am 01. Juli 1998 die offiziellen Geschwindigkeitsmessungen durch die Stadt. Als erste Messstelle steuerte der weinrote VW Golf der Stadt die Weißenfelser Straße an. Der weinrote Golf wurde im Jahre 2008 durch einen roten Renault Kangoo ersetzt.
Nach kurzer Bauzeit wurde am 02. Juli des Jahres an der Vogelwiese ein 16.500 m² großes Kino eröffnet. Die fünf Säle sind mit modernster Bild- und Tontechnik ausgestattet. Spatenstich für das Großbauprojekt war am 16. Januar des Jahres. Als erster Film wurde das Eisbergdrama Titanic gezeigt.
Im August des Jahres begannen die Sanierungsarbeiten des Marientores. Die Sanierung des Tores kostete 2,9 Millionen Mark und wurde durch die Wüstenrot Stiftung mit 1,4 Millionen Mark und aus städtischen Geldern mit 1,5 Millionen Mark finanziert. Beim Marientor handelt es sich um das besterhaltene mittelalterliche Stadttor im mitteldeutschen Raum. Der Sanierung waren zwei Jahre dauernde Untersuchungen zur bevorstehenden Sanierung vorangegangen.
Am 26. August gründete sich der Verein "Naumburger Tafel". Er hat sich zum Ziel gesetzt bedürftige Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, welche zuvor von Einzelhändlern oder von Haushalten kostenlos zur Verfügung gestellt wurden.
Am 14. August hielt sich der Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl in der Stadt auf. Rund 4.000 Zuschauer bereiteten dem Bundeskanzler einen freundlichen Empfang.
Für rund 2 Millionen Mark umgebaut präsentierte sich im September das alte Finanzamt in der Nordstraße nunmehr in seiner Funktion als Arbeitsgericht. In der ersten Etage entstanden dabei vier Sitzungssäle. Das Arbeitsgericht Naumburg wurde zum 31. Dezember 2008 aufgelöst und zog nach Halle um.
Eingeweiht wurde am 03. September eine Saalequerung an den Fischhäusern, welche den Naumburger Ortsteil Weinberge mit dem Bad Kösener Ortsteil Schulpforte (heute ebenfalls Ortsteil von Naumburg) verbindet. Die Idee zu dem Brückenschlag hatte Helmut Heimbrücke 1995. Bereits nach kurzer Zeit hatte man eine ausgediente Brücke in Michendorf organisiert, bis zur Einweihung der Saalequerung vergingen jedoch noch weitere zwei Jahre.
Im November wurde die umfassende Neugestaltung des Theaterplatzes abgeschlossen. Der Umbau des Platzes kostete 1,3 Millionen Euro und dient der Entlastung der Innenstadt vom Fahrzeugverkehr, da dieser nunmehr um den Stadtkern herum geführt werden kann.
Am Eingang zur Jüdengasse wird zum Gedenken an die während des Dritten Reiches getöteten Juden am 09. November eine Gedenktafel angebracht.

1999

Ab Anfang Januar nimmt der Burgenlandkreis die Überwachung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in Eigenregie vor. Zum Einsatz kommt dabei ein rund 25.000 Mark teures Messgerät vom Typ Leivtec XV 2 (Leica) der Firma Leivtec. Das mit einer Videokamera ausgerüstete System benötigt zum Einsatz kein Fahrzeug und kann daher flexibel eingesetzt werden.
Bei den umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten am Gebäude des Amtsgerichts am Markt (Residenzhaus) wurden unter einer barocken Deckenverkleidung Deckenbemalungen aus der Zeit der Renaissance entdeckt und archäologisch gesichert.
Am 23. April verstarb im Alter von 86 Jahren die Tanzlehrerin Mathilde Döring. Bis zum Jahre 1986 hatte Frau Döring in 37 Dienstjahren rund 250.000 Personen im modernen Gesellschaftstanz unterrichtet.
32 Behinderten- und Rollstuhlgerechte Wohnungen wurden Mitte Mai am Wendenplan ihrer Bestimmung übergeben. Mit der Errichtung der Wohnungen ging eine umfassende Umgestaltung des Wendenplanes einher.
Übergeben wird am Wenzelsring Mitte Mai der sanierte Stadtmauerbereich. Für eine Investionssumme von 1,2 Millionen DM wurden 277 Meter äußere und 310 Meter innere Stadtmauer, Parkanlagen errichtet sowie zahlreiche Bäume und Sträucher gepflanzt. Daneben laden 19 Bänke zum Verweilen und ausruhen ein.
Wiedereröffnet wurde, nach mehrjähriger Sanierung, Ende Juni das Haus Hohe Lilie am Markt. Das Haus wird von nun an das Naumburger Stadtmuseum beherbergen, wobei die Stadtgeschichte in einer Dauerausstellung gezeigt werden wird. Daneben werden regelmäßig Sonderausstellungen mit dem Themenbezug Naumburg stattfinden.
Im Juni wurde gegenüber dem Naumburger Hauptbahnhof ein Bowlingcenter eröffnet.
Für 9,5 Millionen DM entstand am Panoramaweg ein neues Wasserwerk. Ende Juni des Jahres wird auf der Baustelle Richtfest gefeiert.
Nach 45 Jahren in seinem Exil in der Naumburger Wenzelskirche wurde das Gemälde "Der Tod Abels" (Größe 5,60 Meter x 3,60 Meter) wieder an seinem angestammten Platz ins Schwurgericht (Verwaltungsgebäude der JVA) verbracht (08. Juli). Das Gemälde hatte 1864 der Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie Eduard Bendemann eigens für das Schwurgericht angefertigt.
Mit dem ersten Spatenstich begann am 26. November der Bau des neuen Hallen- und Freibades am Flemminger Weg. Für 25 Millionen DM entsteht auf dem ehemaligen Gelände der Lüttich-Kaserne bis Mitte 2001 ein Sport- und Freizeitbad.
40 Wohneinheiten für betreutes Wohnen entstanden in der Salzstraße 10. Die von der Volkssolidarität vermieteten Wohnungen wurden im Dezember feierlich übergeben.